Brückenzeit IX: „Es gibt so viele komplizierte Sachen (Kriege, Krankheiten) auf der Welt, wir müssen zusammenarbeiten“

Die ursprünglich letzte Brückenzeit des laufenden Schuljahres begann mit einer frohen Kunde: Herr Rusteberg informierte seinen senegalesischen Kollegen Thiam über die 50. Schulpartnerschaft im Netzwerk „Niedersächsische Schulen MIT Afrika“. Die Brücken zwischen Niedersachsen und Afrika wachsen stetig… Angesprochen auf einen Bericht der ARD am vergangenen Sonntag, wonach in Dakar (Institut Pasteur) am ersten afrikanischen Impfstoff für Afrika geforscht werde, reagierte Herr Thiam überrascht („ich wusste das gar nicht“) und euphorisch („das wäre toll“). Nüchtern und trocken konstatierte er: „Du bist Senegalese, ich bin Deutscher.“

Elias K. berichtete von den tragischen Ereignissen des heutigen Tages in Westdeutschland (vor allem NRW und Rheinland Pfalz): Schockierende Flutwellen hatten Straßen weggespült, Häuser und Autos mitgerissen und zahlreiche Menschenleben gekostet. Herr Thiam zeigte sich sichtlich schockiert ob dieser traurigen Kunde aus seiner zweiten Heimat. Er selbst kennt Starkregenereignisse aus Kaolack, wobei es in diesem Jahr erst dreimal geregnet habe. Vielmehr erwarte man im August heftige Niederschläge mit allen Konsequenzen für die Bevölkerung. „Viele“, so Herr Thiam, „haben Angst vor den starken Gewittern und Hochwasser“. Man könne die Häuser aber nicht verlassen, schließlich gäbe es keine Alternative. Oft steht man sich unter Verwandten bei und auch Herr Diouf fand Erwähnung: „Elhadj hat seinen Mitmenschen immer geholfen. Er hat mit seinem eigenen Geld Pumpen angeschafft und diese verliehen. Das habe ich erst nach seinem Tod erfahren.“

Zudem berichtete uns Herr Thiam vom kürzlich veröffentlichten Song, welcher im Rahmen des Musikprojektes „Sing mit“ (durchgeführt vom Goethe-Institut Dakar), entstanden war. 16 Schüler*innen aus dem ganzen Land (davon eine Schülerin vom Lycée Valdiodio NDiaye) haben in Kooperation mit den Stars OMG und Bril ein beeindruckendes Lied realisiert. „Das Talent der Schüler wird sichtbar, das hat mich begeistert“, schwärmte der Kaolacker Brückenbauer. Im Kern geht es im Lied auf oulof (samt dt. Übersetzung) um das Geben und Nehmen, d.h. das Miteinander zur Erreichung gemeinsamer Ziele. Selbst aus Serbien und Ägypten kamen bereits begeisterte Rückmeldungen. Aber seht bzw. hört selbst:

Auf Wunsch von Elias K. wird man in einer zukünftigen Brückenzeit auch über traditionelle Speisen sprechen. In der nächsten Woche, so erklärte Herr Thiam, wird das Tabaski-Fest gefeiert. Er selbst freue sich schon sehr auf die Zeit bei seiner Mutter in Mbour, überhaupt sei dies der Anlass für viele Senegalesen, ihre Familie zu sehen. Kartoffeln, Nudeln, besondere Soßen und selbst geschlachtete Schafe stünden auf dem Speiseplan. Frau Jung erinnerte sich in diesem Zusammenhang an den besonderen Fleischtransport via Fähre nach Gorée und Elias K. hatte die „Fleischabteilung“ des Kaolacker Marktes vor Augen. 

Was die Pandemie angeht, so hat die Delta-Variante vor allem in der Hauptstadt zu einem rasanten Anstieg der Fallzahlen (gestern 525 Fälle in Dakar) geführt. Herr Thiam fürchtet, dass (insbesondere nach den vielen Reisen anlässlich Tabaski) einzig eine erneute Ausgangssperre helfen könnte, zumal die Masken beinahe nur noch im Kontext Schule geduldet würden. Nach einem kräftezehrenden Schuljahr ist die Vorfreude auf die Mitte August beginnenden Sommerferien auch in Kaolack groß. Während die deutsche Gruppe von ihren Urlaubswünschen unter Pandemiebedingungen (Bergurlaub in Österreich, Urlaub in der Heide, Besuch einer deutschen Insel) berichtete, blickte Herr Thiam einem Familienbesuch in St. Louis (im Norden Senegals) entgegen.

Zum Abschluss schaute man gemeinsam nach vorne: Am 29.03.2022 wird das Senegalprojekt 10 Jahre! Dies sei, so sind sich alle einig, ein echter Grund zu feiern. Hoffentlich, so der Tenor, habe man dann wieder ein Stück Normalität für Begegnungen. Bis dahin heißt es: Die Brückenzeit muss weitergehen. Gemeinsam wird man auch in den Sommerferien nach Terminen Ausschau halten. On est ensemble – gno far – wir sind zusammen.

Die Teilnehmer der finalen Brückenzeit im Schuljahr 2020/2021.

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