Vergangenheit kennen, um Zukunft zu gestalten

Ein Artikel über die Gedenkstättenfahrt des 11. Jahrgangs aus dem Harzkurier vom 27.1.2018  anläßlich des Holocaust-Gedenktages. 

 Jedes Jahr am 27. Januar findet der Holocaust-Gedenktag statt. An diesem Tag wurde 1945 das Lager Auschwitz von der Roten Armee befreit. „Durch Schule, Unterricht und diese Gedenkstättenfahrt wird über diesen Tag hinaus diese Thematik allezeit bewusstgemacht und präsent sein“, betont Lea Ostermeier, Schülerin des elften Jahrgangs am Tilman-Riemenschneider-Gymnasium (TRG).Sie hat mit weiteren 29 Schülern des elften Jahrgangs an einer Gedenkstättenfahrt nach Krakau in Polen teilgenommen.

Gemeinsam mit den Lehrern Danilo Altman und Florian Grüllich wollten sie sich das Verbrechen des NS-Regimes und den Holocaust näher bringen. Dies geschah mit einem Besuch im Stammlager Auschwitz und im Vernichtungslager Birkenau. „Wir müssen die Vergangenheit kennen, um die Zukunft richtig zu gestalten“, sagte Danilo Altmann im Vorbereitungsseminar.

In Krakau machte sich die Gruppe auf den Weg zum Haus von Oskar Schindler, durch dessen Hilfe damals 1 200 Juden vor dem sonst unumgänglichen Tod bewahrt wurden. Der folgende Tag begann mit einer Stadtführung. Weiter ging es mit der Besichtigung des ehemaligen jüdischen Viertels in Krakau und der Schindlerfabrik.

Gespannt, aber mit einem beklemmenden Gefühl, fuhr die Gruppe tags darauf nach Auschwitz. Nach einer kurzen medialen Einführung ging es zum Tor mit der zynischen Aufschrift „Arbeit macht frei“.

Die Schüler besichtigten die Museumsausstellungen, welche in den Blöcken zu sehen sind, in denen die Häftlinge untergebracht wurden. Block 11 beispielsweise – auch als Todesblock bezeichnet – war damals am gefürchtetsten, da sich in ihm das Lagergefängnis befand und in den Kellerräumen die erste Massenvergasung von Menschen mit dem tödlichen „Zyklon B“ durchgeführt wurde.

In einem der Blöcke sind Gegenstände, die nach der Befreiung gefunden wurden, ausgestellt. 80 000 Schuhe, 3 800 Koffer, 12 000 Kochtöpfe, 570 Lageranzüge und zwei Tonnen Haare. Erinnerungen an mehr als eine Million Menschen, die Auschwitz nicht überlebt haben. „Die Menge an Haaren, Schuhen und Koffern, die dort zu sehen waren, verdeutlichen mir, wie schnell die Menschen grausam aus ihrem Leben gerissen wurden“, so eine Schülerin.

Teils zu Tränen gerührt, führte die Gruppe ihre Besichtigung fort. Hierbei muss man sich immer wieder darüber im Klaren sein, dass sich die Schüler hier im Stammlager Auschwitz befanden, wo in nicht einmal fünf Jahren circa 60 000 bis 70 000 Menschen ihr Leben auf grausame Weise gelassen haben. „Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie schlimm es war, an dem Ort zu stehen, wo Wachleute tagsüber Kinder und Erwachsene ermordet haben und abends mit ihren eigenen Kindern gespielt haben“, so eine Schülerin. Am folgenden Tag ging es in das Vernichtungslager Birkenau. Auch dort waren die Ausmaße der grausamen Menschenvernichtung klar zu erkennen.

Entscheidender Fingerzeig

Die Gruppe besichtigte die Baracken, also die ehemaligen Unterkünfte der Gefangenen, welche damals eigentlich für Tiere entworfen wurden. In Birkenau betrug die Höchstlebensdauer durchschnittlich drei Monate. An der „Rampe“ angekommen, musste jedem klar sein, dass hier mit einem einzigen Fingerzeig Menschen über den sofortigen Tod der Gefangenen entscheiden konnten. „Den Weg zu gehen, den die Menschen damals in den Tod gegangen sind, ist etwas, was man nicht mehr vergessen wird.“

Von Birkenau ging es für die Schüler noch einmal zurück in das Stammlager Auschwitz. Dort fand ein Workshop statt, in dem sie sich mit Tätern der damaligen Zeit, zum Beispiel Josef Mengele, beschäftigten. Lea Ostermeier: „Durch diese Reise sollte klarwerden, dass wir alle, jeder einzelne Mensch egal welcher Herkunft oder Religion, dafür verantwortlich sind, zu vermeiden, dass so etwas jemals wieder geschieht.“

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