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Zehn Tage waren es – zehn Tage, die verändert haben. Nicht nur meinen Blick auf fremde Menschen, das Verständnis für andere Kulturen und Religionen und die Umwelt haben sich nach dieser Zeit komplett auf den Kopf gestellt, sondern auch der Wert, den ich dem zumesse, was ich habe. Es ist praktisch gar nicht in Worte fassbar, was ich mit meinen Augen gesehen habe, mit den Ohren gehört habe, mit der Zunge geschmeckt habe und mit dem Herzen gefühlt habe. Es sind Eindrücke, die für immer bleiben werden, soviel steht fest.
Von dem Moment an, als wir in Dakar gelandet sind, war klar, dass Deutschland ganz weit entfernt ist. Flughäfen, die mehr an ein überdachtes Feld erinnern, Taxis, die von TÜV wahrscheinlich noch nie was gehört haben und Menschen, die einen permanent verwundert anschauen. Das waren die ersten Eindrücke, die ich hatte. „Komisches Land!“, hab ich noch im Taxi zu Leonie gesagt. Und das stimmt auch, denn im Vergleich zu Deutschland ist der Senegal ein sehr komisches Land. Mit deutscher Struktur und deutschem Gemüt hat das alles relativ wenig zu tun. Und doch war es eine der schönsten Reisen meines Lebens. Ich habe noch nie so viele Kontraste gesehen, die so nah bei einander liegen. Auf der einen Seite hat man ein Hotel, das mit europäischen Standards mehr als mithalten kann, mit wunderschönen Gärten, einem Pool und einseitigem, aber sehr leckerem Essen, und dem entgegen stehen Müll an jeder Ecke, unfertige Bauruinen, chaotische Märkte und Menschen, die auf der Straße leben. Das Ganze nur getrennt durch eine dünne Mauer. Ich würde sagen, dort leben arm und reich zwar miteinander, aber dennoch aneinander vorbei.
Die meisten Menschen, die wir getroffen haben, hatten nicht viel, aber es hat mich gerade deshalb tief beeindruckt, dass sie das Wenige, was sie hatten, mit uns teilen wollten. Auch wenn es „nur“ eine Mango oder eine Banane war. Trotz der armen Verhältnisse, die herrschen, kann Deutschland viel von der Mentalität dort lernen und auch gebrauchen. Ich habe gelernt: Offenheit, Dankbarkeit und Lebensfreude, diese drei Worte bedeuten Senegal. „Alles was man hat lernt man erst zu schätzen, wenn man es nicht mehr hat!“ Das ist wahr, denn auch in Afrika spielt der Begriff „Heimat“ eine wichtige Rolle, genauso, wie ich mein zu Hause vermisst habe, so würde auch ein Senegalese vermissen, was er Heimat nennt. Das hat uns Bassiou eindrucksvoll gezeigt, denn er kennt beide Welten und würde sich immer für seine Heimat entscheiden, sagte er.
Alles, was während der Reise passiert ist, alles, was wir erlebt und gesehen haben, ist so unbeschreiblich, dass mir jetzt noch die Worte fehlen, wenn ich versuche, davon zu berichten. Ob es Kinder waren, die einfach meine Hand genommen haben oder fremde Schüler, die einfach „merci“ sagten, für das, was die Deutschen ihnen ermöglichen, ich bin einfach zu tiefst berührt, berührt von einer Kultur, die unserer so fern ist, wie kaum eine andere, mit der wir aber dennoch so viel teilen. Ich kann einfach nur sagen, dass ich unglaublich dankbar dafür bin, diese Erfahrungen gesammelt haben zu dürfen. Uns ist ein Geschenk gemacht worden, das unbezahlbar ist, denn kein Reichtum dieser Welt kann solche emotionalen Begegnungen und Eindrücke, wie wir sie erleben durften, bezahlen. Ich freue mich jetzt schon unglaublich auf die nächste Begegnung im März, bei der noch einmal ganz neue Eindrücke dazu stoßen werden.
Alles in einem kann ich sagen, dass mich die Reise verändert hat, mein Denken, mein Handeln und meinen Blick auf die Welt. Es ist erstaunlich und beeindruckend, wie das Projekt in den letzten Jahren gewachsen ist und die Brücke immer weiter gebaut wurde, ich hoffe, dass es in den nächsten Jahren genauso weitergeht und noch mehr Freundschaften entstehen. Ich kann nur jedem ans Herz legen, „Macht mit; seid ein Teil davon!“ Bei Andreas Tenzer heißt es dazu, „Die stärksten Brücken entstehen aus den Steinen gefallener Mauern.“
von Noah Giczella