Seit 2004 ist das Tilman-Riemenschneider – Gymnasium eine „Umweltschule in Europa“
Es begann mit Asphalt. Im Jahr 2004 präsentierte sich der Schulhof des Gymnasiums Osterode noch als Asphaltwüste, lediglich zwei Tischtennisplatten garantierten Spaß in der Pause. Ein Jahr des Umbruchs, denn statt Siebt – Klässlern begannen nun Fünft – Klässler wieder ihre gymnasiale Schulzeit. Veränderungen waren gefordert und das Konzept der „Umweltschule in Europa“ versprach vielfältige Veränderungen und neue Möglichkeiten für Schüler, Lehrer und Eltern. Begriffe wie Nachhaltigkeit, Artenvielfalt, Erlebnisraum, Gesundheitserziehung fielen und plötzlich war die Idee geboren, den Schulhof nachhaltig ökologisch umzugestalten und dabei die Schulgemeinschaft mit einzubeziehen.
Lernen und Handeln im Sinne der Agenda 21, Bildung für nachhaltige Entwicklung sollen verankert in unserem Schulprogramm auch im Rahmen des Projektes „Umweltschule in Europa“ zu einer Verbesserung der Umwelt- und Lernsituation an unserer Schule führen. – Vorteile einer solchen Beteiligung am Projekt „Umweltschule in Europa (USE)“ sind gesteigertes Umweltbewusstsein, eine bessere Lernatmosphäre und eine Öffnung nach außen: außerschulische Kooperationspartner und Wissens- und Erfahrungsaustausch mit Schülern unserer Partnerschulen im Ausland.
So klang es etwas hölzern, als wir am Tilman-Riemenschneider zu einer ersten Konferenz zum Thema „Umweltschule“ im Oktober 2004 einluden. Wir haben uns auf den Weg gemacht: Seit 2006 werden wir alle zwei Jahre zertifiziert und wir werden uns weiterhin, nun auch als UNESCO-Schule, mit Engagement für diese Ziele einsetzen.
Der Startschuss fiel 2004 am Tilman-Riemenschneider-Gymnasium, als die 5. und 6. Klassen direkt an das Gymnasium kamen, die Orientierungsstufe war Geschichte. Auf einer Gesamtkonferenz beschloss man einstimmig die Teilnahme am Projekt „Umweltschule in Europa“.
Wir haben damals fest im Schulprogramm die Bildung für nachhaltige Entwicklung verankert:
Wir übernehmen Verantwortung für die Zukunft. Deshalb gehen wir achtsam mit unserer Gesundheit und unserer Umwelt um und gestalten unsere Schulumgebung nachhaltig nach gesundheitlichen und ökologischen Gesichtspunkten. Wir erhalten durch interkulturelle Begegnungen sowie deren historische Bedingtheit Einblicke in andere Lebensgewohnheiten. Damit fördern wir Frieden und Zusammenarbeit.
Wir entwickelten in Anlehnung an das Konzept der Umweltschule in Europa (USE) und der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) folgende Zielsetzungen:
- Die Entwicklung eines achtsamen Umgangs mit sich selbst und der Umwelt ist Grundlage unserer Projektarbeit. Unter ökologischen Aspekten gestalten wir mit größtmöglicher Beteiligung der Schulgemeinschaft den Schulhof um.
- Umwelterziehung und Projekte der Umweltschule in Europa werden mit dem Schulcurriculum fächerübergreifend verknüpft und in den Schulalltag mit einbezogen.
- Interkulturelles Lernen, die Durchführung von Projekten zur kulturellen Vielfalt soll deutlich machen, dass Umwelt und Entwicklung zusammen gehören. Der Gedanke der „Einen Welt“ soll verdeutlicht werden.
- Wir öffnen unsere Projekte einer größeren Öffentlichkeit, beteiligen unsere ausländischen Partnerschulen und kooperieren mit diesen projektbezogen.
- Wir arbeiten mit lokalen Expertengruppen wie BUND, NaBu, HARZ-Energie und RUZ zusammen.
- Wir gestalten über die Schülerzeitung, die Homepage und mit der lokalen Presse eine breitere Öffentlichkeitsarbeit.
Die Entwicklung: Die Biologie-Fachschaft wurde von allen anderen Fachbereichen unterstützt, und so begann der erste Projektzeitraum mit den Planungen für eine Streuobstwiese, eine Gewässeruntersuchung und mit der ökologischen Umgestaltung unserer Schulhöfe.
Wenn immer möglich, haben wir uns externen Rat geholt, so vom NaBu, BUND, aber auch vom Schulträger, und haben immer Schüler unserer internationalen Partnerschulen mit einbezogen: So haben wir gemeinsam mit polnischen Schülern aus Ostróda die Gewässeruntersuchungen durchgeführt und Nistkästen für unser Schulgelände gebaut. Klassen entwarfen Traumschulhöfe und bauten Modelle. Mit den Schülern aus dem Senegal haben wir gemeinsam als Projekt den Gips-Karst-Brunnen am Tilman-Riemenschneider-Gymnasium geschaffen und in unserer Partnerschule Sam II in Kaolack einen pädagogischen Garten angelegt, der in den Unterricht der Grundschule voll einbezogen wird.
Stets wurde und wird darauf geachtet, die Schulöffentlichkeit zu informieren – etwa über die Homepage oder über geeignete Arbeitsgemeinschaften, und wir haben die außerschulische Öffentlichkeit über die Presse mit einbezogen. Die Kooperation der Stadt Osterode und der Stadt Kaolack im Senegal ist auch eine Folge dieser Bemühungen.
Es ist uns gelungen, die interkontinentale Zusammenarbeit auch auf die Kommune auszudehnen: Die Stadt Osterode am Harz und die Kommune Kaolack haben sich gemeinsam auf den Weg gemacht und nehmen am Projekt „Kommunale Klimapartnerschaften“ des BMZ teil. Zudem ist Osterode „nachhaltige Kommune in Niedersachsen“, d.h. man übernimmt eine Vorreiterrolle bei der Umsetzung der Agenda 2030. Das sogenannte Osteroder Modell (Schule – Kommune – Elhadj Diouf Foundation) ist längst bundesweit bekannt und schafft diverse Synergieeffekte auf verschiedenen Ebene. Das Anlegen eines internationalen Gartens, die Ausbildung von Klimabotschaftern und die Vernetzung mit dem Denkmal-Kunst-Festival im Spätsommer 2019 sind hierfür gute Beispiele.
Was ist aus der Idee geworden, die graue Asphaltfläche 2004 aufzubrechen und am Wettbewerb Umweltschule in Europa teilzunehmen?
Ein grünes Klassenzimmer stand auf dem Plan, genau wie die Einbeziehung unseres Schulteiches in dieses Projekt und die Umwidmung einer Asphaltfläche zum „Garten der Sinne“. Entstanden sind also in Zusammenarbeit mit Schülern, Eltern, externen Kooperationspartnern und Schülern der Partnerschulen in Polen, Frankreich und Senegal im Laufe der Zeit der „Garten der Sinne“ mit Teichanlage, Insektenhotel, Klanginstallation und Gipskarst-Brunnen, das Mülltrennungssystem und das grüne Klassenzimmer. Eine grüne Insel mit Klettergerüst und Wildrosen (rosa rugosa) lädt Schüler zum Spielen und Insekten zum Verweilen ein. Die Schulteichanlage mit Bauwagen als Station für Biologieunterricht, Sport und als Treffpunkt zum Beispiel für das Café International, einer Arbeitsgruppe für Schüler mit Migrationshintergrund, veränderte im Laufe der Zeit mehrfach ihr Gesicht.
Im Entstehen ist in Zusammenarbeit mit der Kommune Osterode ein „Internationaler Garten der Begegnung“, hier pflanzten eine Delegation der Kommune Kaolack zusammen mit dem Stadtrat Osterode im Sommer 2018 eine Berg-Ulme und am Weltfriedenstag 2018 TRG-Schüler aus aller Welt zusammen mit senegalesischen Schülern eine Esskastanie, den Baum des Jahres 2018.
Begriffe wie interkulturelles Lernen, Erziehung zum Frieden, Artenvielfalt und Umwelterziehung im Sinne der Nachhaltigkeit sind am TRG mit Leben gefüllt.
Die Zusammenarbeit mit unseren französischen, polnischen und senegalesischen Partnerschulen, mit externen Experten, die Arbeit als UNESCO-Schule und damit verbunden unser Engagement in der Climate-Action-Project erweitern das Spektrum der „Umweltschule in Europa-Schule“ ganz erheblich und bereichern im großen und begeisterungswürdigen Ausmaß die Schulgemeinschaft des Tilman-Riemenschneider-Gymnasiums.
Wulf-Ingo Prange, Beauftragter für „Umweltschule in Europa“